Marinisierung eines PkW Motors
Nach dem Studium einschlägiger Literatur, dem durchforsten des Internets und dem Begutachten serienmäßiger Bootsmotoren habe ich mich entschlossen einen Dieselmotor zu Marinisieren!
Es gibt reichlich Informationen über die Marinisierung von Pkw Motoren aber über den detailiert dokumentierten Umbau eines Motors habe ich nichts gefunden.Ohne eine Reihe von Maschienen und dem nötigen Fachwissen sollte man aber lieber die Finger davon lassen!
Moderne Common Rail oder TdI Motoren sind sehr kompliziert in Ihrer Steuerung deshalb für meinen Zweck ungeeignet. In meinem Boot haben Steuerteile , Sensoren die den Motorlauf regeln nichts zu suchen.
Deshalb fiel die wahl auf einen einfachen Saugdiesel mit einer mechanischen Dieseleinspritzpumpe.
Kurzum , mir lief ein VW Polo Diesel Motorkennbuchstabe MN über den Weg. 1,3 Ltr. Hubraum 33 kw reichlich Leistung für ein 10 Meter Boot.

Als erstes mußte ein Gestell her um besser arbeiten zu können. Da die Kastenmaße des Motorraumes bekannt sind habe ich gleich die Motorhalterungen gebaut. Die Aufnamelöcher der Motorhalter sollten sich ausschließlich im Motorblock befinden da dort die Meißte Kraft aufgenommen wird. Krümmer und Lichtmaschiene sind hier abgebaut und ein Anschluß für den Ölkühler muß noch angefertigt werden. Aber dazu später!

Die Getriebeglocke war eine Herausforderung die aber beim näheren hinsehen gar nicht so schwierig war.Das Getriebe ein Technodrive 40 muß ja irgendwie dran. Flansche in der Größe sind eigentlich nicht zu bekommen. Also einen 3mm Blechstreifen geschnitten ( Durchmesser des alten Getriebeflansches plus Materialstärke mal 3,14) und alles mit einer Rolle rundgemacht. Die Enden zusamengeschweißt paßt! Die Breite habe ich größzügig gemessen den Sie wird noch angepaßt. Da der Anlasser im Getriebegehäuse angebracht ist habe ich eine Aufnahme für den Anlasser gedreht und diese durchgeschnitten und eingeschweißt. Hier ist einfach normaler Menschenverstand gefragt. Die Halter (Rohre) habe ich auf den Motorblock aufgeschraubt und mit dem Gehäuse verschweißt. Natürlich wurden gleich die Halter für die Motorfüße eingeschweißt.

Die Dämpferplatte ausrichten ist wie man hier sieht einfach mit einem passenden Dorn zu bewältigen. Der Abstand Gtriebe - Motor ergibt sich aus dem Maß der Getriebewelle . Diese sollte die ganze Verzahnung der Dämpferplatte ausfüllen. Hierzu gibt es sogenannte SAE Platten für jedes Getriebe. Sie erleichtern die Arbeit weil man das Getriebe nur anschraubt und die Zentrierung schon erledigt ist. (siehe nächstes Bild).
Das Maß habe ich wie im Bild mit einfachsten Mitteln angerissen und es paßt super.

Hier schon zu erkennen der äußere rand mit Löchern für die SAE Platte. Die zwei Ronden in der Mitte sind nur zur Kontrolle ob der Bolzen /also die Getriebewelle einmal mittig läuft. Nun alles langsam miteinander verschweißt und das Getriebe kann dran. Hier nochmal zu erkennen die Aufnahme für den Anlasser. Die Verstärkungen für die Motorhalter müssen noch teils bearbeitet und verändert werden. Dies sieht man und kann es jederzeit ändern.

In diesem Bild erkennt man sehr gut die SAE Platte die schon zentriert ist das heißt , die Getriebewelle ist mittig durch die gegebenen Löcher und der Rand außen hat ein gedrehte Kante die zentriert ist.
Dies ist der momentane Stand meiner Marinisierung. Ich werde in Bild und Schrift weiterberichten. Für Ideen bin ich stets empfänglich auch Fragen beantworte ich natürlich.
Vielleicht ist jemand Neugierig geworden?
Hier noch mal einige Bilder der Teile die ich angefertigt habe und die ich gekauft habe.
Kühlsystem

Nun beschäftige ich mich mit der Kühlung. ganz klassisch Zweikreiskühlung.
Da so etwa 30 % der Energie des Diesels in Wärme umgewandelt wird müßen wir diese loswerden oder Nutzen. Natürlich wollen wir wenn es geht immer mit Betriebstemperatur fahren.
Ein Kombikühler ist natürlich eine elegante Lösung aber auch ein kompliziertes Teil !
Kombikühler werden direkt dort angeschraubt wo der Auspuffkrümmer war um dort schon die Wärme abzuleiten!
In meinem Fall ist es ein Problem ein doch so schweres Teil an die schon zu klein dimensionierten Stehbolzen anzuschrauben. Die Krümmerstehbolzen sind ein Schwachpunkt an dieser Motorenreihe. Hier einen Kombikühler anbauen wäre ein echter Schwachpunkt.
Also die Alternative ist ein externer Kühler, dazu noch ein Ölkühler weil uns ja der Fahrtwind fehlt der die Ölwanne kühlt. Die Wassereinspritzung erfolgt traditionell gleich hinter dem Krümmer.

Ausgangspunkt war das Rohrbündel das vom Seewasser durchflossen werden soll und vom Kühlwasser des Motors umflossen wird. Das gibt es in diversen Abmessungen zu kaufen.

Ein passendes Rohr war schnell gefunden und abgeschnitten. Die Endstücken wie im Bild habe ich aus einer Scheibe und einem Stück Rohr angefertigt. Das Rohrbündel geht gerade so durch das Endstück. Die Endstücken habe ich dafür ausgedreht.

Hier sieht man den Ein und Auslass der Kühlwasseranschlüsse vom Motor. Der Durchmesser entspricht dem am Motor.Darunter die zwei noch einzuschweißenden Endstücken. In diesem Fall habe ich VA verwendet aber nur weil es da war. Schwarze Kühler oder verzinkte habe ich auch schon gesehen. Die Schweißstellen müssen unbedingt gesäuert werden da sie sonst schnell rosten.

Hier sieht man den Unterschied zwischen einem geschweißten (rechts) und noch nicht behandelten Teil und einem schon gesäuerten und poliertem Teil.
Auf alle Anschlüsse habe ich noch einen dünnen Rand aufgeschweißt sodas die Schläuche später nicht herunter rutschen.

So sieht der fertige Heizungskühler mit angeschweißten Haltern aus. Jetzt fehlen noch die Gummikappen als Abschluß. Diese dichten das Rohrbündel gegenüber dem Kühlwasser ab. Ein Anschluß für das Ausdehnungsgefäß muß noch dran aber daran soll es nicht scheitern! Soweit bis jetzt.
Abgaskrümmer

Der Krümmer entsteht hier aus einer dicken Platte aus der die Abgslöcher und die der Stehbolzen ausgebohrt wurden. Der Bund wurde angedreht damit man eine ordentliche Führung hat und vor allem gleiche Abstände zum folgenden Agbasrohr.

Fast fertiges Abgasrohr, es fehlt noch das Rohr für die Seewassereinspritzung. man kann aber das Loch im Krümmer gut erkennen.
Ich habe also "trockenen" Auspuff bis zum Loch Seewassereinsprizung. Danach werden die Abgase durch das seewaser abgekühlt. Man muß nur aufpassen das die Abwärme des Krümmers auch abgeführt wird über die Belüftung des Motorraumes.

Hier mal ein Nissanmotor an dem ich eine Getriebeglocke gebaut habe mit dazugehörigen Getriebe

Plan B tritt in Kraft in Sachen Kombikühler
Nach langem Überlegen habe ich mich durchgerungen doch mal einen Kombikühler für meinen Motor zu bauen. Habe gerade einen Mercedes Motor umgebaut mit gekauften Kühler und an diesen orientiere ich mich ein wenig aber nur ein wenig.

Ausgangspunkt sind die hier ausgeschnittenen Bleche 3 bis 4 mm stark. Dazu eine Platte aus 2 cm starken Stahl. Ein 4mm dickwandiges Rohr für das Abgasrohr selber. Rohbündel wird das selbe wie in den Bildern oben sein.

Als erstes wird die krümmerplatte gebohrt mit dem 4 mm Blech durch das die Abgasrohre in den Kühler führen.

Für jeden Zylinder wurde ein Rohr abgetrennt. Im Sammelrohr habe ich die die Löcher ausgetrennt und gefräst was ein bischen Fummelei ist aber nicht tragisch. Am Ende habe ich die Zylinderrohre angefast um sie später besser an die Platte anschweißen zu können. Nun müssen die Rohre verschweißt werden

Nachdem das Abgasrohr geschweißt war und gerichtet habe ich die Platte für den Krümmer und das erste Blech des Kühlers zusammen geschweißt.
Beim schweißen verzieht sich das Abgasrohr zur geschweißten Seite wie eine Banane. Zum richten habe ich die Rückseite Stück für Stück mit dem Brenner erwärmt ,erst dehnt es sich etwas dann schrumpft es aber deutlich mehr und wird wieder gerade. Das habe ich aber mehrmals praktiziert und es paßte ohne Gewaltanwendung.

An der Außenseite habe ich pro Zylinder eine Wandscheibe eingeschweißt um die Kräfte zu verteilen. Die krümmerplatte wird zum Schluß erst geplant auf der Maschine. Als nächstes wird der eigentliche Wasserkasten gebaut in dem sich dann Kühlwasser des Motors und Seewasser im Rohrbündel begegnen.

Hier nun das Innenleben des Kühlers .
Das Rohrbündel mit den Endkappen durch das kaltes Seewasser fließt.
darüber das Rohr in dem Das Bündel steckt. Das Kühlwasser des Motors wird durch den Einlass rechts durch das Rohr gedrückt und tritt links durch die Löcher in den wasserkasten wieder aus. Durch die wasserpumpe des Motors wird das Wasser durch das Rohr über das kalte Rohrbündel gepumpt .



So sieht mein fertiger Kombikühler aus.
Nur noch den Abgaskrümmer planen aber das macht ja eine Maschine.
Vor dem zuschweißen wurde er noch einmal Sandgestrahlt und konserviert. Oben habe ich zwei Opferanoden zum einschrauben angebracht.


angebaut sieht die Sache dann so aus. Oben sind Anschlüsse für Geber oder gegebenenfalls Opferanoden.

Für die Kühlwasserversorgung von außenbords habe ich mich für diese Version entschieden. Zwei Halter und eine Verbindung dazwischen angeschraubt und man kann alles in 2 Minuten ab und anbauen.
Nach langer Zeit kommt nun das Highlight
Der Motor sollte anspringen - tat er aber nicht mit Startspray nur unwillig und sonst gar nicht.
War nach der langen Standzeit völlig normal und zu erwarten.
Er förderte keinen Diesel in die Pumpe , also Pumpe raus und nachgeschaut.
Die Flügelzellenpumpe was die Förderpumpe ist war völlig fest und überall Ablagerungen , kein Teil was sich so bewegte wie es sollte.
Wohl oder übel gab ich die Pumpe zum Instandsetzen weil mir hierzu doch einiges fehlt , wie z.B ein Prüfstand. Nach dem erschütternden Angebot fand ich doch noch einen Kollegen der mir die Pumpe für einen sehr guten Preis instandsetzte. Und er hat ganze und gute Arbeit geleistet.
Sicherheitshalber prüfte ich die Einspritzdüsen -- alle 4 spuckten bloß noch und liefen ständig nach. Gleich 4 neue Elemente eingebaut geprüft- perfekt !
Bei der Gelegenheit habe ich noch den Druck in den Zylindern gemessen und auch hier - Zylinderkopfdichtung defekt. Neue rein geht ja in dem Zustand recht fix und der Druck war auf allen 4 Zylindern gleich.

Klarer Fall - kaputt
Macht er es oder nicht ?
Er macht es und das gleich auf Anhieb . Wobei ein Tipp für alle Bastler - Pumpe selber reparieren ist nicht ratsam und beim einbauen muß der Förderbeginn absolut korrekt mit Meßuhr eingestellt werden. Wer da nicht weiß warum er das macht hat hier keine Chance.
Nun wollte ich die Seewasserpumpe anschließen und habe dabei die Anschlüsse verwechselt. Habe eine schöne Dusche genommen aber das war bei dem Erfolg egal. Morgen Anschlüsse tauschen und der Testbetrieb kann beginnen.
G.Koll (Dienstag, 16 Oktober 2018 15:47)
Als erstes, ein super Artikel . Habe vor 30 Jahren die erste Marinisierung gekauft. Die hält nun auch nicht ewig. Habe mich später daran gemacht, alles selbst zu bauen. bis auf die Getriebeglocke. War nun schon lange auf der Suche nach einer Grtriebeglocke die man mit kleinen Änderungen nehmen kann. Fehlanzeige. Wurde nun angesprochen, ob ich nicht weiß, was man da nehmen kann. Habe nun nochmal recherchiert war bei einer Getriebe Instandsetzungsfirma. Keine chance. Und so bin ich auf diese Seite gestoßen.
Gezühlich Tanks aus Edelstahl. Habe ich seit 30 Jahren. Spiele nun aber mit dem Gedanken die Tanks aus Folie zu kleben. wir im Flugzeugbau auch verwendet. Vielleicht hat einer von euch noch ein andere Idee.
Gast (Dienstag, 12 September 2017 09:59)
Vielen Dank für diese ausführliche und präzise Beschreibung! Findet man viel zu selten! Weiter so!
Gruß
Hr. Schott (Dienstag, 20 Juni 2017 21:58)
Sehr geehrter Herr Schott,
wir möchten uns noch einmal ganznz herzlich für ihre schnelle und initiativreiche Hilfe bei der Reparatur unseres Golfes ABI- W182
bedanken. Wie von ihnen voraus gesagt, sind wir ohne Probleme an unseren Heimatort angekommen.
Danke für ihre Hilfe und wir werden sie immer weiter empfehlen.
Gudrun und Fred Trommer
klaus (Dienstag, 06 September 2016 11:34)
Danke für Eure schnelle, perfekte u. fachliche Hilfe. Ihr könnt Euch auch AUTODOKTOREN nennen.
Uli (Sonntag, 24 April 2016 20:30)
Hallo, habe einen Golf D 1,5l
neu überholt, läuft perfect,aber wenn unter Belastung und über 2200rpm überhitzt er, und Kühlwasser läuft aus dem Überdruck Deckel raus.Alarm und Licht geht an.ich finde einfach das Problem nicht. idee??
Jups54@ymail.com
Gruß Uli
Frank Fitzner (Samstag, 03 Oktober 2015 18:15)
Hallo,
kompliment - es gibt ja nicht, was Ihr nicht perfekt macht.
Schweissen, GFK, Holz, sogar Elektronik - und dazu noch leicht verständlich erklärt, dass man denkt 'ist ja eigentlich gar nicht so schwer' , was natürlich ein Irrglaube ist.
Ich verzweifle schon bei Kühlung eines marinisierten Benz OM 615.
Das Öl wird so heiß, dass der Meßstab rausfliegt und ich weiß nicht warum zumal die Wassertemperatur normal ist.
Wie ein anderer Schreiber schon bemerkte, schade dass Ihr soweit weg seit.
Schöne Grüße aus Berlin
Thomas (Dienstag, 15 September 2015 12:31)
Toller Artikel und aktuell eine sehr große Hilfe für mich. Vielen Dank dafür.
Reinhold Schulz (Sonntag, 21 September 2014 04:30)
Toll, toll ... :-) Ich wünsche mir, dass ich so eine Werkstatt hier in Bali finde :-(. Leider muss ich mich einer Verbindung aus 3 "Transportriemen" zwischen Motor (Mitsubishi 4M40) und hydraulischem Getriebe zufrieden geben ... und das ist eine der wirklichen Schwachstellen meines Antriebes :-(. Herzlicche Grüße aus Bali ... www.bali-katamaran.de